50+ Leben

Ein Ratgeber

18. Mai 2016
Buch Katharina Zimmer Die Kunst allein zu leben

Die Kunst allein zu leben
Katharina Zimmer
Ullstein Verlag, 2004
ISBN-13: 978-3-548-36665-4

Ratgeber gehören für mich zu einem festen Bestandteil meiner Bibliothek. Wenn ich im Leben nicht weiterwusste und auch die Ratschläge von Freunden und Bekannten nicht weiterhalfen, habe ich mir ein Buch zum Thema gekauft. Allein das gedruckte und gebundene Papier in den Händen zu halten, beruhigt mich. „Wenn es dazu Bücher gibt, dann gibt es sicherlich auch eine exakte Handlungsanweisung zu diesem und jenem Problem“, denke ich (vielleicht naiverweise) immer wieder. In vielen Fällen habe ich solchen Druckerzeugnissen tatsächlich wertvolle Ratschläge entnommen.

Warum also nicht einmal nachschauen, was es zum Thema „Alleine leben“ gibt. Diejenigen, die mein Blog regelmäßig verfolgen, haben inzwischen vielleicht mitbekommen, dass ich zu diesem Thema ein ambivalentes Verhältnis hege und leider immer noch nicht zu einer abschließenden Bewertung gekommen bin. In meinem Kopf – oder vielleicht doch eher in meinem Herzen – wechseln sich die Einerseits-Andererseits-Argumente jedenfalls noch beständig ab.

Vielleicht gibt es ja einen Aspekt des Alleinlebens, den ich so bisher noch nie betrachtet habe? Vielleicht gibt es aber auch Vorschläge zur sinnvollen Gestaltung der freien Zeit, die mir bisher nicht in den Sinn gekommen sind? Als ersten Ratgeber habe ich mir „Die Kunst allein zu leben“ von Katharina Zimmer vorgenommen. Ausschlaggebend war der Hinweis im Klappentext: Die Autorin erklärt aus psychologischer Sicht, warum Situationen des Alleinseins so verschieden wahrgenommen werden.

Um es vorweg zu nehmen: Wer sich intensiv mit den psychologischen Hintergründen des Alleinseins beschäftigen möchte, der liegt mit diesem Buch richtig. Der praktische Teil, der einem neue Wege und Strategien im Umgang mit sich selbst aufzeigen möchte, ist dagegen für mein Empfinden recht trivial. Mehr als 100 Seiten benötigt die Autorin, um zu erklären, warum wir uns alleine fühlen, was der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit ist, ob Alleinsein krank machen kann, warum diese Gefühle des Nachts stärker wahrgenommen werden usw.. Eigentlich ist nichts dabei, was ich nicht schon wüßte. Auch das Jugendliche mit Borderline-Störungen sich vermutlich besonders alleine fühlen, kann ich mir vorstellen, hat aber leider nichts mit meiner Situation zu tun. Interessant finde ich die Ausführungen zu chronobiologischen Experimenten, bei denen Probanden mehrere Tage oder Wochen ohne Zeitgeber in einem abgeschlossenen Bunker – ohne Licht und Dunkel und ohne soziale Strukturen – lebten. Es überrascht vielleicht weniger die Tatsache, dass das natürliche Zeitgefühl nach einiger Zeit abhanden gekommen ist, als vielmehr der Umstand, dass die Versuchspersonen durchweg von positiven Empfindungen berichteten. Sie waren weder depressiv, noch fühlten sie sich sonst wie unwohl. Okay, kann man machen. Ich aber möchte ein aktives Leben mit normalem Tag-Nacht-Rhythmus führen, ohne mich alleine zu fühlen.

Vielleicht helfen die praktischen Tipps weiter. Was ich finde, sind Anleitungen für besonders schüchterne Menschen. Wer sich also mehr Gespräche mit anderen Menschen wünscht, auch mal alleine ins Café oder Restaurant gehen oder sich modischer kleiden möchte, dem kann hier geholfen werden. Ich schüttele den Kopf: Ich habe Freunde, Bekannte, zahlreiche Hobbies und bin auch ansonsten gut vernetzt. Ich kann alleine ausgehen und wenn mir der Sinn danach steht, mich auffällig kleiden. Ebenfalls fällt es mir nicht schwer, fremde Menschen anzusprechen. Ich bin doch nicht total isoliert! Eine Antwort auf meine eigentliche Frage, warum das Alleineleben bei mir so einen schalen Nachgeschmack hinterlässt, obwohl ich ausgesprochen gerne alleine bin, finde ich nicht. Was habe ich erwartet? Vielleicht eine Anregung in der folgenden Art: Suchen Sie sich Gleichgesinnte und unternehmen sie zusammen eine Abenteuerreise zu den Lofoten. Bewerten Sie das Alleinsein nicht weiterhin negativ, sondern betrachten Sie es als Geschenk, als einen kreativen Freiraum, den Sie nun nach Lust und Laune füllen können. Keine Idee ist dazu ausgefallen genug!

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich dieses Buch enttäuscht hat, weshalb ich es in den nächsten Tagen in den Bücherschrank im nahegelegenen Viertel unterbringen werde. Vielleicht findet sich dort jemand, der Interesse daran hat.

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1 Comment

  • Reply Jack 20. Mai 2016 at 2:11

    Whoa! This blog looks just like my old one! It’s on a entirely different subject but it has pretty
    much the same layout and design. Superb choice of colors!

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