Leben

Immer wieder geht die Sonne auf?

16. September 2017
Grafik Felt like November rain lately

Mir ist etwas passiert. Etwas wenig Erfreuliches. Ein Schleier hat es sich auf meinem Gemüt bequem gemacht, den ich am liebsten sofort wegwischen würde, der aber sehr hartnäckig für ein Weilchen dort verweilen möchte. Ich habe mich komplett in mich zurückgezogen. Möchte kaum jemanden sehen oder mich mit jemandem treffen, ich möchte nicht rausgehen, nichts unternehmen, gar nichts. Ich, die ich schon von Berufs wegen auf andere zugehen muss und möchte, die es liebt, neue Menschen kennenzulernen und daher (fast) allen die Tür zu ihrer Wohnung öffnet, lebe nun in der irrationalen Angst, so etwas könnte mir noch einmal passieren.

Es war unschön und anstrengend. Nicht nur für mich, sondern auch für die Person, um die es hier eigentlich geht. Was genau passiert ist, möchte ich nicht ausführen, denn das Ereignis an sich spielt eine gar nicht so große Rolle. Vielmehr, wie es meinen Gemütszustand im Nachhinein beeinflusst hat, das ist es. Selten habe ich mich in meinem Leben so ausgenutzt, so instrumentalisiert gefühlt. „Selbst schuld“ rufen mir die einen zu, die mich kennen und wissen, wie unbedarft ich zuweilen anderen Menschen begegne. „Du musst Dich abgrenzen“ schlußfolgern die anderen, die analytischer unterwegs sind und mich vor weiteren schlechten Erfahrungen bewahren möchten.

Wozu das Ganze? frage ich mich selbst. Was waren meine Motive? Die Antworten, die ich finde, sind nur bruchstückhaft, vielleicht auch wenig schmeichelhaft. Tatsächlich möchte ich mich nicht länger mit den Hintergründen befassen, sondern das Geschehene lieber verarbeiten. Dieser Vorgang braucht anscheinend ein bisschen Zeit. Okay, dann soll das so sein. Denn ich möchte, dass sich dieses November-Rain-Feeling wieder in Luft und vor allem Sonne auflöst und ich wieder zu der Person werde, die ich eigentlich bin: Offen, neugierig und hin und wieder ein bisschen unbedarft.


PS: Just zehn Minuten, nachdem ich diesen Blogpost verfasst habe, lief ich zu meinem eigenen Erstaunen die Anfangsmelodie von „En chantant“ pfeifend durch die Wohnung. Es geht also schon wieder aufwärts – Bloggen hilft.

You Might Also Like

4 Comments

  • Reply Silke Bicker - Erdhaftig 18. September 2017 at 17:39

    Manchmal hilft es, sich ins Schneckenhaus zurückzuziehen. Irgendwann geht es dann wieder und du bist um eine oder mehrere Erfahrungen reicher.

    • Reply ahedfeld 18. September 2017 at 22:06

      Hallo Silke, ja, das stimmt wohl. Um eine Erfahrung reicher bin ich jetzt … bin mir nur nicht sicher, ob ich die wirklich machen wollte. Aber es ist für mich gut ausgegangen, und das ist wohl die Hauptsache. Danke für Deine mitfühlenden Worte. LG Anke

  • Reply Sabine 18. September 2017 at 20:41

    Liebe Anke,
    die guten Ratschläge basieren auf den Erfahrungen dessen, der sie macht. Sie haben meistens nix mit dem, der sie empfängt zu tun. Möglicherweise gab es eine Zeit, in der Dein Vertrauen berechtigt war. Wahrscheinlich gab es einen Grund, warum Du Dich nicht abgegrenzt hast. Wahrscheinlich brauchtest Du auch eine Zeit zu traunern und Dich zurück zu ziehen. Wenn Du jetzt wieder ins Leben zurückkehren magst, mach das, ohne Einschränkungen. Solche Erlebnisse lassen uns Antennen bilden, die verhindern, dass uns das gleiche nochmal passiert. Ich wünsche Dir von Herzen, dass das „Novembergefühl“ einer bunten Herbstfreude Platz macht.
    Liebe Grüße
    Sabine

    • Reply ahedfeld 18. September 2017 at 22:12

      Liebe Sabine, Du hast es so gut ausgedrückt, vielen Dank für diesen Kommentar. Da ich es (bewusst) im Unklaren gelassen habe, was eigentlich passiert ist, können andere mir natürlich nur gut gemeinte Ratschläge geben. Dafür bin ich schon äußerst dankbar. Nicht alle, denen ich davon erzähle, wollen überhaupt von diesem Ereignis erfahren. Es hat bei mir mehrere Phasen gegeben: das unmittelbare Handeln, den Schock, die Trauer und schließlich die Wut. Tatsächlich beansprucht wohl jede Phase eine gewisse Zeit für sich, ich denke, ich habe das Schlimmste jetzt überstanden. Dank professioneller psychologischer Unterstützung, muss ich dazu sagen, sonst hätte es vielleicht länger gedauert. Die bunte Herbstfreude ist noch nicht vollständig zurückgekehrt, aber die Molltöne sind schon deutlich leiser geworden. LG Anke

    Leave a Reply