50+ Leben

Der Juni: Warum es manchmal einen Umweg über das mondäne Frankfurt braucht, um im ruppigen Dortmund wieder anzukommen

3. Juli 2016
Ein Blick von einem Bahnsteig am Dortmunder Hauptbahnhof, gegenüberliegendes Gleis mit Hinweisschild "Dortmund Hbf", daneben ein Bild aus Dortmunds opulenter Krügerpassage mit Laternen in der Mitte

Und wenn wir uns sehen
spielst du gelegentlich Roulette mit mir
Ich bin der Einsatz den du gern riskierst
am Ende werd ich sowieso verliern,
denn ich spiel eigentlich nur Schach. – Max Giesinger

Boah, was für ein Monat – dieser Juni. Dreißig Tage voll purer Energie, Tatendrang, unfassbar wenig Schlaf, vielen und zauberhaft schönen Momenten, spannenden Gesprächen, sportlichen Aktivitäten, neuen Einsichten und vielen, vielen Menschen, die mir gutgetan haben. Danke an dieser Stelle dafür.

Frankfurter Skyline vom Bahnhofseingang aus gesehen, im Vordergrund Gründerzeithäuser, ein Brückenpfeiler mit einem Grafitti spiegelt sich in einem GewässerGarten bei Nacht mit Lichterkette im Hintergrund, Anke Hedfeld in rosa BluseEin Wohnraum in einem Apartment, im Hintergrund ein Bücherregal, Pfingstrosen stehen in einer hohen, dunklen Vase auf einem EsstischWuppertaler Ansicht von der Distelbeck ausgesehen, daneben eine Ansicht der typischen Wuppertaler TreppenSüd-West-Friedhof in Dortmund im Regendunst, eine Frau schwingt sich an einer Schaukel auf eine dahinterliegende PlattformEin Tisch mit Gläsern steht in einem Garten geschmückt mit Lampions, daneben eine Blick auf Füße mit rot lackierten Zechnägeln in blauen RiemchensandalenBild von oben auf Füße mit spitzen italienischen Schuhen, Hinweisschild auf eine MännertoiletteAnke Hedfeld mit gelockten Haaren und im Ausgehoutfit, daneben ein Detail vom Innenraum des Dortmunder KonzerthausesSüd-West-Friedhof in Dortmund mit blühenden Rhododendren, Ausschnitt aus einem Apartment mit Palettenbett

Aber ich hatte mich auch in eine Idee verrannt, ein unlösbares Problem. Bin auf eine fast perfekte Inszenierung hereingefallen, habe einen ununterbrochenen inneren Disput zwischen Verstand und Gefühlen ertragen und sehr, sehr oft moderiert. Im allerletzten Moment, am letzten Tag des Monats (und das ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen), habe ich endlich den Verstand entscheiden lassen und bin wieder bei mir angekommen. Endlich, Gott sei Dank, ich atme durch.

Merkwürdigerweise war es ausgerechnet meine unfreiwillige Fahrt ins mondäne Frankfurt, die mich am vergangenen Wochenende auf die Idee brachte, dass ich mich im übertragenen Sinne viel zu weit von meinem Ziel wegbewege. Diese Zugfahrt, bei der ich mich plötzlich gefangen sah in einem IC, der statt der üblichen Strecke auf die des Regionalverkehrs ausweichen musste und daher statt zwei mehr als drei Stunden bis Frankfurt benötigte, hat mir auf nachhaltige Weise klargemacht, was ich eigentlich schon seit Beginn des Monats wusste: Ich befand mich auf dem Weg zu einem Ziel an, zu dem ich eigentlich gar nicht wollte; das nicht mein eigenes war.

Die Rückfahrt gestaltete sich glücklicherweise weniger aufregend: In zweieinhalb Stunden brachte mich der ICE zurück aus der Hessenmetropole in mein mir vertrautes Dortmund und damit letzten Endes auch zu mir, zu meinen inneren Überzeugungen, zu meinen Vorstellungen von meinem Leben und damit glücklicherweise auch wieder zurück zu meiner inneren Ruhe und Stärke.

Daneben war der Juni vollgespickt mit Highlights: Ich habe mindestens vier Konzerte besucht, davon war die Aufführung von Puccinis Oper „Edgar“ im Konzerthaus Dortmund sicherlich die glanzvollste und emotionalste. Ich habe selbst mit meinem Chor einen kleinen Auftritt gehabt und anschließend ein feucht-fröhliches Gartenfest veranstaltet (danke noch mal an die Chormädels für ihre tolle Unterstützung). Ich habe mit einem „illustren“ Kreis (vielen Dank an meine Freundinnen) meinen Geburtstag gefeiert. Ich bin gefühlt 1oo Kilometer gelaufen (tatsächlich waren es nur 50, sagt die Runnig-App) und Kraftsport gemacht. Ich habe Männer gedatet (na ja, genau genommen war es ein Date). Ich habe mich unzählige Male vorbereitet zum Ausgehen, ich war samstags abends alleine in Dortmunds Kneipenviertel unterwegs. Ich habe meine Gedanken- und Gefühlswelt genau unter die Lupe genommen und von allen Seiten beleuchtet. Dreimal bin ich in meine alte Heimatstadt Wuppertal gefahren, um meinen aufgebrachten emotionalen Zustand wieder unter Kontrolle zu bekommen. Einmal habe ich mich mit einer Texttreff-Kollegin in Düsseldorf getroffen, um die verblüffende Wirkung von Byron Katies „The Work“ auf die eigene Gedankenwelt zu erforschen. Ich war in der Sauna, im Kletterwald, im Kino und auf den Hofflohmärkten im Kreuzviertel. Ich habe gelesen, gestrickt und Filme angesehen, buddhistische Achtsamkeitsübungen gemacht und dabei – keine Ahnung, wie ich es hingekriegt habe – gar nicht so wenig gearbeitet.

Ach Juni, Du warst einer der intensivsten Monate, die ich je erlebt habe. Eine mitunter schmerzhafte Reise mit einem anfangs unbekannten Ziel. Am letzen Tag hast Du mich glücklicherweise den richtigen Weg wieder gezeigt und mir außerdem eine CD von Max Giesinger | Der Junge, der rennt eingebracht. Danke schön.

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3 Comments

  • Reply Sabine 3. Juli 2016 at 19:56

    Liebe Anke,
    aus jeder Zeile Deines Posts sprüht Elan und Lebensfreude. Das freut mich so für Dich. Wer so rennt wie Du, schießt auch mal über’s Ziel hinaus oder verpasst die richtige Abzweigung. Gut dass Du auf Deinen Weg zurück gefunden hast. Wünsch Dir alles Gute auf dem weiteren.
    Lieben Gruß
    Sabine

    • Reply ahedfeld 5. Juli 2016 at 10:17

      Liebe Sabine, Deine anteilnehmenden Worte freuen mich immer ganz besonders. Ja, Elan und Lebensfreude – beides ist richtig. Und gerannt bin ich im wahrsten Sinne des Wortes. Möge der Juli ein wenig ruhiger werden. Das Gleiche wünsche ich Dir auch: Einen angenehmen Sommer mit viel Raum für schöne Momente. LG Anke

  • Reply Ein Sommertag auf dem Land – Different Affairs 22. Juli 2016 at 7:39

    […] Ziele in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade leicht gefallen ist, hatte ich bereits in einem anderen Beitrag bemerkt. Aus diesem Grund habe ich vor etwas mehr als zwei Wochen einen weiteren Anlauf genommen […]

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