50+ Leben

Ein Blog für Menschen 40+, 50+, 60+

24. November 2023
Dont live the same year 75 times and call it life

Life is what happens while you are busy making other plans

Wenn mich jemand fragt, wie alt ich mich fühle, antworte ich meist „wie 25“. Das sage ich mittlerweile seit 25 Jahren und wenn ich meiner – inzwischen fast 70-jährigen Freundin – Glauben schenken darf, bleibt mir diese Illusion noch einige Zeit erhalten. Tatsächlich habe ich nach wie vor das Gefühl, Bäume ausreißen, neue Dinge auszuprobieren und meine Träume verwirklichen zu können. In gewisser Weise habe ich mir ein Stück dieser attraktiven Naivität der Mittzwanzigjährigen bewahrt, die einen glauben lässt, die Welt habe nur auf einen gewartet. Mir fällt der Altersunterschied zu erheblich jüngeren Menschen oftmals gar nicht  auf.

Generationen verstehen sich – 50 plus versus 20 plus

Vor einiger Zeit durfte ich mit einem jungen Kollegen zusammenarbeiten, der gerade einmal halb so alt war wie ich. Erstaunlicherweise verband uns in vielen Dingen eine ähnliche Sicht auf die Dinge und, was mich noch mehr erstaunte, ein ziemlich identischer Musikgeschmack. The Who, The Smiths, Bob Dylan, Crosby, Stills and Nash – das waren für meine jüngeren Kollegen keine Unbekannten, sondern Gruppen, die regelmäßig gehört wurden. Diese – in meinen Augen oder besser gesagt „Ohren“ – sehr gelungene musikalische Prägung hatte er seinen Eltern zu verdanken. Ach ja, da war er dann doch wieder präsent – dieser vermaledeite Altersunterschied.

50 ist zwei Mal 25

Natürlich kann man sein biologisches Alter nicht leugnen, auch wenn es in vielen Zusammenhängen gar keine Rolle spielt. Im Juni dieses Jahres habe ich die 50er-Grenze altersmäßig überschritten und gehöre nun zur 50plus-Generation, neudeutsch auch „Best Ager“ oder „Silversurfer“ genannt. Im Gegensatz zu den vorhergehenden runden Geburtstagen der 30er und 40er wirkte die bevorstehende 50 Angst einflössend auf mich, und ich hatte nur einen Gedanken: Hilfe, ich möchte nicht zum alten Eisen gehören. Wie kam ich nur auf diese Idee? Weil es vermeintlich nicht mehr so viele Chancen im Leben gibt? Weil man sich vor Altersflecken und Besenreisern fürchtet? Weil man nicht mehr zum reproduktiven Teil der Gesellschaft gehört? Oder weil man plötzlich ein Gefühl dafür bekommt, dass das Leben endlich ist? Ich kann es nicht genau sagen, denn innerlich fühle ich mich – wie gesagt – immer noch wie 25.

Erst beim genaueren Analysieren und Studieren fallen Sie dann auf: Die kleinen Schrammen und Narben, die man sich bis jetzt zugezogen hat. Die eigene Haut ist nicht nur im wörtlichen Sinne nicht mehr makellos. So viel erlebt, so viel ausprobiert, so viele Menschen getroffen, mit vielen eine engere Verbindung eingegangen und von manchen nach einiger Zeit wieder getrennt. Gelernt, studiert, promoviert, neue Jobs begonnen, mehrfach umgezogen, sich selbstständig gemacht, Freudentänze getanzt und auch bittere Tränen der Enttäuschung vergossen, Erfolge genossen und gelernt, mit Misserfolgen umzugehen – diese Dinge prägen und machen einen, zu dem oder der, die man mit 50 schließlich ist.

Über 50 und mutig

Was soll ich sagen? Nachdem ich  einen Tag Zeit hatte, mich an ein Alter mit einer 5 davor zu gewöhnen, sah das Leben wieder aus wie zuvor. Bunt, zuweilen irrsinnig, herausfordernd und so prall gefüllt mit Entdeckungen, die ich immer noch machen möchte. Mein Alter fällt mir dabei als letzter Hinderungsgrund beim Ausprobieren all dieser vielversprechenden Dinge ein. Im Übrigen kann ich mich heute viel besser leiden als mit 25. Ein schöner Nebeneffekt des Alterns. In der letzten Brigitte Woman (12.2015) gab es genau dazu ein Titelthema – „Das Beste kommt noch“.  Demnach sind wir ab 50 ausgeglichener und ruhiger, weil hormonelle und neuronale Veränderungen harmonischer auf die äußeren Anforderungen eingestellt sind (verkürzt dargestellt).

Man sollte sich daher auf den kommenden Lebensabschnitt freuen, statt sich zu fürchten. Dem Tipp, wie ein Teenager nach dem Aufstehen ins Bad zu rennen, hoffnungsfroh in den Spiegel zu schauen und zu rufen:“Wann werde ich endlich 50?“ bin ich zwar nicht gefolgt, aber im Gegensatz zu früher verfüge ich heute über eine stabile innere Zuversicht, die mir sagt, dass alles immer noch ein bisschen besser werden kann.

Mein Entdeckungen im meinem Ü50-Leben möchte ich gerne mit euch teilen und deswegen gibt es dieses Blog. Ein Blog als Hoch auf das Leben 50plus!

Man lernt das Leben mit zunehmender Erfahrung einfach besser zu schätzen, auch wenn die Herausforderugen, der Stress oder der ganz normale Wahnsinn nicht weniger werden. Eher im Gegenteil. Aber man begegnet all dem ruhiger und gelassener, weil man weiß, was man leisten kann und daß nach jeder Krise immer ein Hochgefühl einsetzt. In diesem Sinne: Schmeißt Euch rein in die Fünfziger, es gibt noch viel zu entdecken. #neverstopexploring

Und wen es interessiert. Hier sind noch mehr empfehlenswerte Blogs von Frauen in meinem Alter (Liste wird von Zeit zu Zeit ergänzt):

Maria Al Mana – Das Unruhewerk
Susanne Ackstaller – Texterella
Uschi Ronnenberg – Ich tu was ich kann
Karin Austmeyer – Sweet Sixty

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4 Comments

  • Reply Dana 10. Dezember 2015 at 17:01

    Ganz toller Text, das hast du wunderbar geschrieben. Mein Vater ist in diesem Jahr 70 geworden, und hat gerade ein komplett neues Leben begonnen, absoluter Neustart. Alles alte verkauft, umgezogen in ein Haus am See, neue Frau, viele neue Freunde, neue Hobbies. Wie ein anderer Mensch, und dennoch noch der gleiche. Ich finde das gut, wenn man nicht an starren Vorgaben hängenbleibt und das Alter, wie du sagst, das letzte Argument gegen etwas ist. Wenn man jugendlichen Enthusiasmus mit der Erfahrung des Alters kombinieren kann.

    Liebste Grüße aus Berlin,
    Dana

  • Reply Anke Hedfeld 10. Dezember 2015 at 17:17

    Deswegen waren die Möbel Deines Vaters bei Dir zwischengelagert! Vielen Dank für Deine netten Worte. Zu den Neustarts (und davon hat es in meinem Leben bisher einige gegeben) schreibe ich bald etwas. Dir eine schöne Vorweihnachtszeit.

    Liebe Grüße aus Dortmund
    Anke

  • Reply Dana 11. Dezember 2015 at 9:07

    Ja, genau! Ich hatte zwischendurch vier riesig große persische Teppiche, die lagen übereinander bei mir im Wohnzimmer 🙂 Und gefühlt einhundert afrikanische Masken. Ich hatte mich letztes Jahr um die Verkäufe gekümmert. Die eine meiner beiden Omas kam im April in ein Altenheim, und ich habe ihr komplettes Haus aufgelöst. Mein Vater meinte, dass ich dann ja wohl Erfahrung darin hätte, und bat mich, das gleiche mit seinen Sachen zu machen. Das war anstrengend, aber irgendwie auch interessant. Man lernt so viele verschiedene Menschen kennen, die bestimmte Dinge aus bestimmten Gründen haben möchten. Und die persische Teppichmafia, die mich wochenlang bedroht hat, weil ich nach Verkauf den Preis nicht mehr senken wollte 😉

    Dein neuer Blog gefällt mir übrigens sehr, sehr gut. Hast du das alles selbst programmiert und gestaltet?

    Liebe Grüße,
    Dana

    • Reply ahedfeld 11. Dezember 2015 at 11:51

      Hallo Dana, das hört sich interessant an. Und nach viel, viel Arbeit. Ich hoffe, Du bist die persische Teppichmafia wieder los geworden :-). Freue mich, dass Dir mein neues Blog gefällt. Programmiert habe ich nichts selber nur an der ein oder anderen Stelle eine kleine Grafik eingefügt. Man kann ja heute schon so viele tolle Themes oder Screendesings für WordPress kaufen. Meins ist von themeforest und hat den schönen Namen „Rosemary„. Ich mag die Mischung aus übersichtlicher Ordnung und Weiblichkeit – passend zum Neuanfang sozusagen. Dir eine schöne Vorweihnachtszeit im hoffentlich weihnachtlichen Berlin. Nächstes Jahr komme ich wieder, das habe ich auf meiner Reise-To-do-Liste (neben Lissabon) ganz obenan stehen.

      Liebe Grüße
      Anke

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