Nathalie habe ich über eine gemeinsam Bekannte aus einem meiner Netzwerke kennengelernt. „Wow, die ist irgendwie besonders“, schoß es mir bei unserem ersten Treffen durch den Kopf. Und in der Tat – Nathalie ist nicht nur eine der talentiertesten und kreativsten Personen, die ich kenne, sie ist zudem noch unheimlich nett, blitzgescheit, höflich und verfügt über einen feinen Humor, den ich sehr mag.
Nathalie – der Name läßt es bereits vermuten – stammt aus Frankreich, lebt aber schon mehr als 25 Jahre in Deutschland. Sie ist Innenarchitektin, arbeitet unter der Woche in Dortmund, lebt und wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in aber eigentlich in Mannheim. In ihrer Freizeit malt sie Aquarellbilder, ist bei den Urban Sketchers aktiv und hat auch dieses sagenhafte Porträt von mir angefertigt, für das ich an dieser Stelle noch einmal Danke sage.
Schon seit dem Beginn des Jahres trage ich mich mit dem Gedanken, ein Portät von Nathalie anzufertigen. Anfang April habe ich sie schließlich in ihrem zu Hause in Mannheim besuchen dürfen, dort sind auch die meisten Bilder dieses Beitrags entstanden. Ein Teil der Fotos habe ich außerdem auf der Zeche Zollern in Dortmund aufgenommen, wo Nathalie an einem Leporello mit verschiedenen Szenen des alten Industriestandorts gearbeitet hat.
Außerdem hat sie mir dankenswerterweise auf meine vielen Fragen geantwortet. Die Antworten möchte ich natürlich nicht vorenthalten.
Erzähle ein bisschen aus Deinem Leben. Wo kommst Du her?
Ich bin in Saargemünd in Lothringen geboren, kam mit vierzehn ins Internat in Metz und habe dort mit 17 Jahren meine erste eigene Wohnung bezogen. Danach habe ich in Bordeaux Innenarchitektur studiert und anschließend in Paris an der Sorbonne ein Aufbaustudium in Theaterwissenschaften begonnen.
Was hat Dich nach Deutschland gebracht?
Ich war damals sehr unglücklich und perspektivlos in Paris – meinen Job im Architekturbüro hatte ich gekündigt, ein Aufbaustudium hatte ich geschmissen und mir fehlte ständig Geld. Ich hatte im Sommer einen Ferienjob als Reisebegleiterin angenommen und dabei Berlin besucht. Das war meine Stadt, hier fühlte ich mich sofort zu Hause. So kam ich als Aupair für fünf weitere Monate nach Berlin. In der letzten Woche meines Aufenthalts habe ich meinen Mann kennengelernt. Nach mehreren Monaten Fernbeziehung zwischen Berlin und Bordeaux kam ich dann mit meinen zwei Koffern und bin zu ihm in den Prenzlauer Berg gezogen.
Seit wann malst Du?
Als Kind habe ich aus Langeweile viel gezeichnet, alles kopiert, was mir gefiel, ob Foto oder Zeichnung. Im Studium habe ich mit Malen im Großformat und mit Acrylfarben angefangen und dann sehr lange nicht mehr gemalt. Vor etwa zehn Jahren habe ich in den Sommerurlauben damit begonnen, ein bis zwei Skizzen als Urlaubserinnerung zu malen. Dann kam die Urban-Sketching-Bewegung. Ich habe sie zunächst nur beobachtet, mir Bücher gekauft, aber mich viele Jahre nicht getraut mitzumachen. Erst im Juli 2016 in Dortmund, wo die dortige Gruppe sich gerade gegründet hatte, habe ich dann angefangen, regelmäßig zu sketchen. Im nächste Jahr werde ich 50, dann plane ich eine Einzelausstellung in Mannheim – mein „handmade“ Geburtstagsgeschenk sozusagen.
Welche Motive/Locations würdest Du gerne einmal zeichnen?
Meine Top 5:
1. Château de Chambord – mein Lieblingsschloss überhaupt
2. Insel Naoshima in Japan
3. alte Plantagenhäuser in Louisana,
4. Bibliothek Sainte Geneviève in Paris
5. Marina Bay Trees in Singapur
Welches Ziel hast Du für die nächsten fünf Jahre?
Besser malen lernen.
Für mich verkörperst Du eine perfekte Mischung „französischer“ und „deutscher“ Eigenschaften. Mal sehen, ob meine Vorurteile wirklich zutreffen.
Was isst Du zum Frühstück?
Hirseporridge mit Kokosmilch
Trinkst Du lieber Bier oder lieber Rotwein?
Ich bevorzuge einen trockenen Weißwein.
Deine Lieblingsfarbe?
Smaragdblau
Deine Lieblingsfilme?
Der König und der Vogel von Paul Grimault, Underground von Emir Kusturica, Am Rande des Rollfelds von Chris Marker, A Single Man von Tom Ford u.v.a.
Deine Lieblingsmusik bzw. Dein Lieblingsmusiker/-musikerin?
Anna Ternheim und melancholische Filmmusik
Deine Lieblingskünstler?
Alex Katz, Yayoi Kusama, Richard Texier, Hiroshige, Van Gogh, Georg Baselitz, Gerhard Richter, Cy Twombly, Yue Minjun und hunderte andere
Hast Du ein künstlerisches Vorbild und wenn ja, welches?
David Hockney, Henri Rivière, Andrew Wyeth, John Singer Sargent, Mats Gustafson – Von den Sketchern: Nicolas Doucedame
Dein Lieblingsort in Deutschland?
Die Insel Reichenau, Mannheim und Berlin
Dein Lieblingsort in Frankreich?
Biarritz, Ile d’Aix, Angles sur l’Anglin
Deine Lieblingsorte weltweit?
Triest, Kyoto und Lissabon
Was nervt an den Deutschen?
Ihre mangelnde Selbstironie.
Was nervt an den Franzosen?
Sie können einfach keine übersichtlichen Homepages erstellen.
Mit Nathalie unterwegs auf dem Mannheimer Wochenmarkt
Aufnahme aus dem Dschungel, Nathalies Frisör in Mannheim
In ihrer Küche hat Nathalie eine kleine Galerie mit Blumenbildern eingerichtet
Und so lebt Nathalie mit ihrer Familie
Ein Besuch im Comptoir Conté war obligatorisch – es war köstlich
Ein Besuch im Schlosspark Schwetzingen
Ein Besuch im Schlosspark Schwetzingen
Nathalie in ihrem Element auf der Zeche Zollern in Dortmund
Liebe Nathalie,
ich danke Dir für das sehr intereressante Interview und Deine Einblicke in Dein Leben.
Wer mehr von Nathalies Arbeiten sehen möchte, findet ihre Bilder auf Instagram.
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