50+ Leben

Komm gut zu liegen

23. Dezember 2023

Warum einen Freundschaften im Alter erden

Mit einem munteren„Komm gut zu liegen“ beendet meine Freundin P. ein jedes Mal ihre WhatsApp-Sprachnachrichten nach unseren Treffen. Ich rolle mich immer ab vor Lachen. Gleichzeitig durchflutet mich ein warmes, heimeliges Gefühl. Zum einen, weil P. so ziemlich die Einzige ist, die den etwas robusten, aber immer herzlich gemeinten Ruhrgebiets-Umgangston noch beherrscht. Zum anderen, weil ich mich freue, sie meine Freundin nennen zu dürfen.

Ähnlich robust wie unsere verbalen Umgangsformen kommen auch unsere – ehrlicherweise seltenen – Verabredungen daher. Gerne treffen wir uns in einer der berühmt-berüchtigten Dortmunder Fußballkneipen, bestellen, wenn es hoch kommt, einen Salzkuchen zum Essen, dafür aber ein Glas Bier nach dem anderen. Denn wir haben uns viel zu erzählen.

Helfende Hände sind mehr als willkommen

Dabei mag ich P. nicht nur für ihren umwerfenden Humor, sondern vielmehr für ihre unvergleichliche Art, mit dem Leben umzugehen. Keine kleinere oder größere Katastrophe bringt sie wirklich aus dem Tritt, keine Situation hinterlässt sie ratlos. P. weiß immer einen Rat und hat ein Herz aus Gold. Steckt man mitten im Umzug und hatte selber keine Zeit, die Helfenden mit Proviant zu versorgen, kann man sicher sein, dass P. irgendwann mit einem großen Topf Gulasch-Suppe um die Ecke kommt. Selbstverständlich hat sie auch eine Kochplatte und Teller unter dem Arm, denn dass sich Ofen und Geschirr schon in der neuen Wohnung befinden, sagt ihr ihr siebter Sinn.

Always look on the bright side of life

P. ist einfach großartig. Sie nimmt das Leben, wie es kommt und lässt sich auf alles ein, was ihr diese Welt zu bieten hat. Dabei verfügt sie über eine ordentliche Portion Selbstironie, die uns Deutschen nun wahrlich nicht oft nachgesagt wird. Wer trifft nachts an der Bushaltestelle auf Personen, die ihr plötzlich die Schuhe putzen wollen? Oder ist in der Lage, ein halbes italienisches Dorf auf Trab zu bringen, weil man ein Handtuch plötzlich vermisst (das munter auf dem Balkon vor sich hin trocknet – aber das nur nebenbei)? Solche Geschichten kenne ich nur von P.. Sie bringt mich zum Lachen und vermittelt mir das Gefühl, dass im Leben nichts wirklich schief gehen kann, sondern dass es nur darauf ankommt, scheinbare Schwierigkeiten einfach aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten.

Vielen Dank, liebe P. Mit niemandem macht es so viel Spaß, in einer Kneipe zu sitzen und sich halb scheckig zu lachen über all die kleinen Niggeligkeiten des Alltags und die vielen skurrile Situationen, die andere Menschen häufig gar nicht bemerken.

Freundschaft im Alter

Je älter ich werde, das muss ich zugeben, desto weniger wirklich gute Freunde und Freundinnen habe ich. Am Ende eines jeden Jahres – so auch dieses Jahr – muss ich deswegen mit mir selbst ins Gericht gehen und mir sagen, dass Freundschaften gepflegt werden wollen und daher einen gewissen Aufwand an Zeit und Aufmerksamkeit erfordern. Eine Erkenntnis, die nicht wirklich neu ist, bereits 2016 habe ich in einem ältern Beitrag ähnliche Worte benutzt.

Die Corona-Pandemie hat mich im Bezug auf die Pflege von Beziehungen noch nachlässiger gemacht Dabei sind es meine Familie und meine Freunde, die mir immer wichtiger werden. Denn nur sie sind in der Lage, mit einem simplen „Komm gut zu liegen“ dieses einmalige Gefühl der Zugehörigkeit auszulösen. Komm Du auch gut zu liegen, liebe P.. Ich hoffe, ich bekomme das in den kommenden Jahren noch oft von Dir zu hören.

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