50+ Allgemein Leben

Es ist alles so schnell gegangen

7. Juni 2025

Vor ein paar Tagen dämmerte es mir plötzlich bei einem meiner morgendlichen Aufwachrituale: Mensch, Du lebst schon seit 18 Jahren in Dortmund. Ich hatte zuvor eine schlimme Zeit durchlebt, auf die ich gar nicht näher eingehen will. Der Umzug nach Dortmund hat mich wieder aufleben und mich zu der Person werden lassen, die ich offensichtlich werden sollte.

Dortmund und seine Bewohner*innen waren nicht immer ausnahmslos, aber doch weitestgehend gut zu mir. Einige richtig blöde Situationen waren in all den Jahren natürlich auch dabei, aber da geht ein strenger Seitenblick eher in die Städte Schwerte und Lüdenscheid. Auch das überwunden, vergeben, vergessen und sehr viel daraus gelernt.

Mit 49 beruflich noch einmal richtig Gas gegeben

Als ich mit diesem Blog begonnen habe, war ich gerade 50 geworden. Oh Gott: 50! habe ich mit 49 gedacht. Aber außer den Wechseljahren, die wirklich nichts für Weicheier sind, hat sich in meinem Leben nichts Schlimmes ereignet. Ich bin mit 49 aus einem Angestelltenverhältnis wieder zurückgewechselt in die Freiberuflichkeit und ich kann – glaube ich – ohne zu übertreiben, sagen, dass ich die spannendsten Berufsjahre zwischen 2014 und Anfang 2020 verbracht habe. Also von meinem 49ten bis zu meinem 55ten Lebensjahr. In dieser Zeit ist so, so viel passiert. Im Nachhinein fühlt sich diese Periode an wie ein kurzer Wimpernschlag.

Reklamebüro Dr. Anke Hedfeld Text und Gestaltung

Reklamebüro Dr. Anke Hedfeld Text und Gestaltung

Reklamebüro Dr. Anke Hedfeld Text und Gestaltung

Meine Umgebung hat nicht nur wohlwollend auf meine Entscheidung reagiert. Was, in Deinem Alter willst Du Dich noch einmal selbstständig machen? Aber es war eine der besten Eingebungen meines Berufslebens. Ich habe überwiegend als Texterin für Investitionsgüter, als Content-Creatorin und manchmal auch als Gestalterin gearbeitet. Ich habe unglaublich viel gelernt, das Allermeiste habe ich mir selber beigebracht. Ich habe auch viel gearbeitet, aber es kam mir nie so vor. Es war für mich die perfekte Work-Life-Balance. Ja, und auch das möchte ich unumwunden zugeben: Ich war meistens sehr stolz auf meine Arbeit. Ohne das entsprechende Netzwerk hätte ich das ein oder andere sicherlich nicht gewippt. Daher von hier aus noch einmal ein herzlicher Dank an die Textinen vom Texttreff.

Mit Ü50 übersehen? Kann ich nicht bestätigen.

Warum ich das alles schreibe? So oft habe ich in den vergangenen Jahren gelesen, dass Frauen mit Ü50 unsichtbar werden – in der Gesellschaft, für Arbeitgeber, erst recht vermutlich für Männer im Allgemeinen. Ich kann das nicht bestätigen. Ich hatte von 40 bis 50 eindeutig die spannendsten und auch am wenigsten übersehenen Jahre. Mit 54 Jahren habe ich übrigens nochmals einen neuen Job als Online-Marketing-Managerin begonnen, dann aber im Angestelltenverhältnis. Dazu komme ich aber später noch einmal.

Selbstständig arbeiten im Alter

2014 habe ich mich entschlossen, für mein Büro separate Räume in der B1st Software Factory anzumieten. Auch diese Entscheidung habe ich nie bereut, denn einen der Räume nutze ich heute noch als Homeoffice. Noch immer begebe ich mich gerne in die Räumlichkeiten des ehemaligen Max-Planck-Instituts an der B1. Hier kenne ich einige Leute seit mehr als 10 Jahren, halte gerne ein Pläuschen mit den Damen an der Rezeption und nicht zu vergessen: Hier lasse ich auch meine gesamte Paketpost hinschicken. Wenn wieder einmal etwas eingetroffen ist, erhalte ich in feinster Ruhrpott-Manier eine kurze Email mit dem Inhalt: Paket!. Dann greife ich meinen Schlüssel, eile nach unten und freue mich.

Verrückte Jahre

Während ich das schreibe, sitze ich übrigens am Gate am Düsseldorfer Flughafen und warte auf den Flug nach Dublin / Irland, meiner zweiten Heimat. Auch so ein Umstand, den ich mir in 2015, dem Geburtsjahr dieses Blog, nie und nimmer hätte vorstellen können. Mehrere Partnerschaften waren in den Jahren 2007 bis 2016 gescheitert. Die letzte Trennung führte mich in mein crazy Loft-Appartement nahe der Städtischen Kliniken in Dortmund.

Wohnzimmersituation: Sofa, Coffetable, Rattansuhl, bunte Kissen, Bücherregal, IKEA Teppich

Auch wenn dieser Platz, vor allem hier auf dem Blog, häufig gar nicht so übel aussah, war das Leben in diesem Haus alles andere als entspannend. Der Rest meines Privatlebens hat sich denn in dieser Zeit entschlossen, sich dem anzupassen. Mann, was waren das bekloppte Zeiten.

Möchte aber nicht verschweigen, das auch viel Schönes dabei war. So war ich beispielsweise mit meinem damaligen Chor in 2018 in Montepulciano und habe dort eine unvergessliche Chorreise mit einer extravaganten Einlage und vielen, vielen schönen Momenten erlebt.

Die Basilika San Biagio in Montepulciano im Abendlicht

Blick über die Dächer von Montepluciano

Wonders never cease

2019 hat sich schließlich angeschickt, eher so mittel zu werden. Das meine ich vor allem in beruflicher Hinsicht. Ich hatte eine relativ hohe Steuererstattung vom Finanzamt erhalten und wollte damit eine Ausbildung zur agilen Projektmanagerin machen. Thanks god, this course never happened! Stattdessen habe ich mich entschlossen, eine Wanderreise nach Irland zu buchen. Der Rest ist Geschichte. Mein jetziger Partner und ich haben uns dabei kennengelernt und sind zusammengeblieben. Seitdem führen wir eine Fernbeziehung über 1.200 Kilometer und leben manchmal auch für längere Abschnitte zusammen in Dortmund.

Irland Cliffs of Moher

Irland Kerry National Park

Ironie des Schicksals: Heimlich hatte ich immer nach einem amerikanischen Exemplar als Partner geschielt. Mit Irland bin ich daher eigentlich nicht weit gekommen. Aber heute denke ich: It was the better choice. Anfang dieses Jahres habe ich 3 Wochen Workcation in Irland / Co. Tipperary verbracht und damit einen kleinen Vorgeschmack auf ein eventuell permanentes Leben auf der grünen Insel bekommen. Das wird mein nächstes Ziel. But we will cross this bridge when we come to it. So no point bothering about that circumstance now.

60 und noch voller Pläne

Am Sonntag werde ich 60 Jahre alt. Ihr habt richtig gelesen: 60! Ich glaube, ich möchte stolz sein. Auf das, was ich geschafft habe. Aber noch viel mehr auf die, die ich geworden bin. Ich glaube, so leicht kann mich nichts mehr erschüttern – außer den verfluchten Wechseljahren, die mir Anfang des Jahres richtig zugesetzt haben. Auch dazu gibt es noch einmal einen gesonderten Post. Nun freue ich mich erstmal, denn meinen Geburtstag werde ich on the Emerald Isle verbringen.

Eine Frau mit Brille und einem roten Schal und ein Deutsch-Drahthaar-Hund

Et hät jut jejangen, würde der Rheinländer sagen. Ich denke, das trifft es ganz gut. Jetzt bin ich mehr als gespannt, was noch folgt. Wollt ihr mich dabei begleiten? Ich würde mich freuen.

You Might Also Like