50+

Wechseljahre – nicht mein Projekt

4. Februar 2015
Grafik Klimawechsel* *Eine willkommene Veränderung?

Hitzewellen – die ersten habe ich fast nicht bemerkt. Dass sich mein Körper gerade in einer schweren Umbruchphase befindet, wurde von mir daher erstmal ignoriert. Dann traten sie häufiger auf und mit einer spürbar größeren Wucht. Hinterlistigerweise schlichen sie sich meistens nachts heran und raubten mir den Schlaf. Alles nicht so schlimm, fand ich. Wozu gibt es Mönchspfeffer. Eine Zeit lang schien alles gut, die Lage hatte sich beruhigt. Aber mein Körper ist ein guter Schauspieler. Tief im Innern tobte er weiter, lehnte sich auf gegen das plötzliche Fehlen der jahrzehntelang so bereitwillig von ihm selbst gewährten Östrogengabe und zog mich schließlich in einen regelrechten Hitze-Tsunami. Nun lag ich jede Nacht mindestens drei bis vier Stunden wach, wälzte mich unruhig von einer Seite zur anderen, wechselte die durchnässten Nachthemden, war müde, gereizt und einfach nicht mehr ich selbst.

Ich war 47 Jahre alt, als mich die Wechseljahre oder die Menopause (was für eine Pause, bitte schön?) mit einer Heftigkeit überrannten, die mich regelrecht aus den Schuhen hob. Mein Körper hatte beschlossen, bestimmte Körperfunktionen nicht mehr zu unterstützen. Ich fühlte mich davon zeitweise – insbesondere wegen des Schlafmangels – so erschöpft, dass ich arbeitsunfähig war. Es war nicht nur die Kraftlosigkeit, die mir zusetzte, sondern auch die physiologische Endgültigkeit, die biologische Irreversibilität, die damit zusammenhängt. Das sollte es schon gewesen sein? „Freu Dich doch“, meinten meine Freundinnen, die mein Wehklagen über das Ausbleiben meiner Menstruation nicht immer verstehen wollten. Aber an mir nagten ernsthafte Zweifel. Kann ich mich jetzt überhaupt noch als Frau fühlen, jetzt, wo mir meine Eierstöcke so definitiv den Dienst versagen und mir unmissverständlich klar machen, dass ich nicht mehr zum reproduktionsfähigen Teil dieser Gesellschaft gehöre?

Ja, es war schwierig, mich mit diesem Umstand abzufinden. Nun kam zwar eine Mutterschaft jenseits der 40 für mich gar nicht mehr in Frage, aber zu wissen, dass dieses Kapitel meines Lebens abgeschlossen ist, hat mich regelrecht beleidigt. Soweit der psychische Aspekt der Geschichte. Aber was war mit den körperlichen Reaktionen, die mir die Lebensqualität raubten? Mich immer wieder arbeitsunfähig schreiben zu lassen, war keine Dauerlösung. Alle Phytoöstrogen-Präparate und sonstigen Abhilfe versprechenden Elixire der Reformhäuser, auch Hormon-Yoga, hatte ich inzwischen ausprobiert – genutzt hatte keines. Hilflos fühlte ich mich den Anpassungserscheinungen meines Körpers ausgeliefert. Schließlich entschloss ich mich zum Besuch meiner Frauenärztin. Wie ein Hohn nahm sich da der sicherlich wohlgemeinte Rat des Fitnessdoktors Prof. Dr. Ingo Froböse aus, der mir im Wartezimmer in einer Frauenzeitschrift begegnete: Demnach war „den paar Hitzewellen“ ganz einfach mit sportlicher Bewegung beizukommen –  zu diesem mangels eigener Erfahrung wenig relevanten Tipp eines Mannes (!) fällt mir bis heute nur die Redensart vom Blinden und der Farbe ein.

Wie ein Häufchen Elend saß ich ich also vor meiner Ärztin und bettelte sie an, mir zu helfen. Tja, was soll ich sagen? Die einzig wirksame Therapie schien eine regelmäßige Einnahme eines Hormonersatzpräparates zu sein. Oh nein, Hormone wollte ich doch niiieeee nehmen! Aber auch ich war mittlerweile an dem Punkt, an dem ich andere Maßnahmen für sinnlos hielt, und so nehme ich nun täglich meine Tablette, lebe mit der Illusion, dass mein Körper immer noch 46 ist, obwohl ich in diesem Jahr die 50er erreiche, und bin mir des erhöhten Brustkrebsrisikos bewusst. So hat sie also angefangen, die Epoche, die in den Medien und Frauenzeitschriften häufig als Eintritt in einen neuen, erfüllten Lebensabschnitt beschrieben wird, den frau einfach bejahen sollte. Klimawechsel als Chance? Na ja, so ganz bin ich noch nicht überzeugt.

So, liebe Freundinnen jenseits oder diesseits der 50er mit entsprechenden Klimaerfahrungen: Was ist Eure Meinung zu dem Thema oder habt ihr vielleicht schon etwas anderes ausprobiert? Ich freue mich auf Eure Kommentare und Nachrichten!

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7 Comments

  • Reply Lunacy 6. Februar 2015 at 20:29

    Liebe Anke, ich finde deinen Erfahrungsbericht total klasse geschrieben. Ein Thema, dass uns früher oder später alle betrifft. Ich bin noch nicht soweit, aber wenn alle so offen drüber berichten, dann bekommt man schon frühzeitig ne Ahnung, was einen erwartet. Ich drücke dir die Daumen, dass du den Klimawechsel gut überstehst. LG Anja

    • Reply TINE 7. Februar 2015 at 10:49

      Hallo Anke,

      ich bin 47 und habe noch die Hoffnung, dass der grosse Kelch an mir vorbei geht – wie alle Frauen wahrscheinlich…

      LG
      Tine

      • Reply Anke Hedfeld 10. Februar 2015 at 20:42

        Hallo, liebe Tine, ich wollte mit meinem Beitrag keine Ängste schüren, lediglich zum Austausch anregen. Und – das habe ich mir von meiner Gynäkologin sagen lassen – wer später, also mit 50+ in die Wechseljahre kommt – erlebt sie häufig auch nicht so anstrengend. Das ist vielleicht ein kleiner Lichtblick!

        Vielen Dank jedenfalls für Deinen netten Kommentar, so bin ich auf Dein interessantes Blog aufmerksam geworden.

        LG
        Anke

        • Reply TINE 10. Februar 2015 at 22:15

          Liebe Anke,

          ich lass mich einfach überraschen 😉
          Und danke fürs folgen!

          LG aus Berlin
          Tine

    • Reply Anke Hedfeld 10. Februar 2015 at 20:44

      Liebe Anja, das ist nett von Dir. Bisher komme ich mit meinem Klimawechsel ganz gut zurecht, denn so ein Wechsel hat auch gute Seiten. Davon berichte ich in einem späteren Beitrag. Dir auch alles Gute.
      LG Anke

  • Reply Anita 18. Januar 2016 at 12:38

    Liebe Anke, bin heute durch Dein Interview mit Texterella auf Deinen Blog gestoßen und hab hier ein bißchen gestöbert. Deinen Wechseljahrsbericht muss ich jetzt einfach kommentieren, er hätte auch von mir stammen können. Die letzte Periode hatte ich mit 46 und hab dann zwei Jahre lang versucht irgendwie klar zu kommen. Am Ende war ich genauso wie Du an dem Punkt, dass das so nicht weiter gehen kann. Durch Recherche im Internet bin ich auf die Rimkusmethode mit körperidentischen Hormonen gestoßen. Muss man leider selber zahlen, aber der Erfolg war absolut durchdringend in allen Bereichen. Dieses Jahr werde ich schon 52 und bin so happy, dass ich mir hab nicht einreden lassen, dass man „da durch müsse“ und sich „zusammenreißen“ soll.
    Du hast einen interessanten Blog und ab heute eine neue Besucherin gewonnen. Vielen Dank dafür und liebe Grüße!

    • Reply ahedfeld 20. Januar 2016 at 12:53

      Liebe Anita.
      das werde ich sofort recherchieren. Zwar wird mir immer wieder versichert, dass die verabreichte Hormongabe minimal sei, aber ein gutes Gefühl habe ich dabei trotzdem nicht. Vielleicht ist die Rimkusmethode ja eine Alternative. Freut mich, dass Dir mein Blog gefällt. Ich hoffe, Du findest hier noch viele interessante Beiträge. LG Anke

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